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Freitag, 23. März 2012

Familienstellen (Spitzenartikel)

Aloha Freunde,

prima Artikel übers Familienstellen und die Sinnhaftigkeit von entsprechenden Anbietern. Merke: Vorbereitung und auch Nachbereitung ist WICHTIG! Kiekste hier;

Familienstellen: Nur eine Modeerscheinung?
Siegfried Hoffmann

Um den bekannten Bert Hellinger und das von ihm in die Welt gesetzte »Familienaufstellen« ist es ruhig geworden. Ganz anders als in den späten 1990er Jahren. Wenn er damals in irgendeiner größeren deutschen Stadt einen Auftritt hatte, musste der Veranstaltungsort mindestens eine Mehrzweckhalle sein, um den Ansturm an Teilnehmern zu bewältigen. Seminare mit bis zu zwölfhundert teilnehmenden Personen waren bei ihm keine Seltenheit. Heute kaum noch vorstellbar. War das Familienstellen nur eine Modeerscheinung?


Zu meiner ersten Begegnung mit Hellinger kam es Anfang der 1990er Jahre, als seine Auftritte noch längst keine großen Stadthallen füllten und es in seinen Seminaren für Familienaufstellen noch sehr familiär zuging. Eine Bekannte hatte mich auf ihn und seine Arbeit neugierig gemacht. Nach dem Motto »ein Blick über Nachbars Zaun hat noch nie geschadet« nahm ich die nächste Gelegenheit zu einer Teilnahme an einem Seminar von ihm wahr und erlebte dabei sowohl Erschütterndes als auch Wegweisendes.

Weil das Stellen mittlerweile so bekannt ist, spare ich mir hier die Theorie und schildere nur Erlebtes. Unsere Gruppe umfasste etwa zwanzig Personen. Als erster Aufstellender meldete sich der neben mir sitzende Gerd (Name geändert). Sein Anliegen: Solange er zurückdenken könne, leide er unter Migräneanfällen, die sowohl gegen schulmedizinische wie naturheilkundliche Vorgehensweisen therapieresistent seien. Nachdem Bert noch einige Fragen mit Gerd geklärt hatte, wies er ihn an, sich die Stellvertreter auszuwählen. Mich suchte  er als Stellvertreter für seinen Vater aus.

Nur wenige Augenblicke, nachdem ich an meinen Platz gestellt war, bekam ich dieses telepathische Phänomen, das ja die Basis für das Funktionieren des Familienaufstellens ist, heftigst am eigenen Leib zu spüren: Es war, als sei mir plötzlich ein harter, nagelähnlicher Gegenstand in den Kopf eingedrungen, der mir jetzt den Schädel auseinander risse. Dieses Empfinden war begleitet von einer Schwäche in den Beinen, die mich zwang, mich auf der Stelle hinzulegen. Hinzu kam noch heftiger Brechreiz.

Auf Befragen sagte Gerd dazu, dass er bei einem Migräneanfall genau diese Symptomatik erlebe. Von seinem Vater, für den ich stand, wusste Gerd, dass er als Soldat im letzten Krieg in Frankreich durch einen Kopfschuss von einem amerikanischen Scharfschützen ums Leben gekommen war. Das fiel ihm aber erst im Nachhinein ein. Offenbar entsprachen diese Phänomene, die durch meine Stellvertretung der Seele dieses Menschen so drastisch ans Licht gekommen waren, den letzten körperlichen Empfindungen von Gerds Vater, mit denen er in den Tod ging.

Nach und nach wurde in dieser Aufstellung immer klarer, dass Gerd als kleines Kind diesen Teil des Schicksals seines Vaters auf telepathischem Weg tief unbewusst im Sinne einer so genannten »Fremdidentifikation« in sich aufgenommen und in tiefster Ahnungslosigkeit um die wirklichen Zusammenhänge gelebt hatte, als sei es sein eigenes Schicksal. Auch so kann eine Ursache für Migräne, die ja als eine der Volkskrankheiten gilt, aussehen.

Wie man aus der therapeutischen Aufdeckungsarbeit weiß, korrigieren sich solche unbewussten Fehlsteuerungen von selbst und führen die Heilung herbei, sobald sie bewusst wahrgenommen werden. Was Gerd betrifft: Weil ich mit ihm noch jahrelang nach dieser Aufstellung in Kontakt blieb, kann ich mitteilen, dass er seitdem nie mehr von einem Migräneanfall heimgesucht wurde.

Dieses Fallbeispiel mag ein Bild davon geben, wie hoch effizient Familienaufstellen wirken kann. Doch wie kann es sein, dass es nach so viel Furore und so hoher Wirksamkeit trotzdem zu einer Modeerscheinung zu verkommen droht? Dazu muss man wissen: Bert Hellinger hatte nicht nur Fans. Egal, wie sehr er damals die Massen zu faszinieren wusste, es gab mehr als genug, die ihn ebenso glühend hassten, wie er von anderen verehrt wurde. Auch ich selbst sah mich relativ bald veranlasst, mich von ihm abzuwenden.

Als ein ehemaliger Schüler von ihm kenne ich zwei Gründe, durch die er sich unmöglich auf diesem Ruhmesgipfel halten konnte. Für den einen Grund konnte er nichts. Stellen Sie sich bitte die psychotherapeutische Szene vor, wie sie in den frühen 1990ern herrschte, als man von Hellinger und dem Familienaufstellen noch nichts wusste: Neben der buntschillernden Vielfalt der meist esoterisch geprägten Formen der Alternativtherapien dominierten damals die wissenschaftlich etablierten Therapieformen: Die Psychoanalyse mit ihren verschiedenen Variationen und die Verhaltenstherapie mit ihren Untergruppen.

Um etwas zu deren Erfolgssicherheit und Effizienz zu sagen, fühle ich mich nicht objektiv genug. Sicher ist aber, dass diese etablierten Therapieformen ausnahmslos eine Vielzahl von Arbeitsstunden forderten, die auch bezahlt sein wollten, und zwar mit nicht zu knapp bemessenen Stundensätzen. Allein in der klassischen Psychoanalyse ging man damals von einem Bedarf von mindestens 600 bis 800 Therapiestunden aus. Bei zweimal wöchentlich einer Sitzung heißt dies, sechs bis acht Jahre lang permanent zum Therapeuten zu rennen. Nun kam so jemand wie Hellinger daher, der noch nicht einmal ein schulmäßig ausgebildeter Therapeut, sondern katholischer Priester und Ordensmissionar im tiefsten Südafrika war, und erreichte oft mit nur einer einzigen Aufstellung, die kaum eine Stunde dauerte, Ergebnisse wie oben geschildert.

Das führte zu derselben Reaktion wie vor 500 Jahren, wo Kopernikus der Beweis gelang, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine um sich selbst drehende Kugel ist: So wie man diesen damals dafür auf den Scheiterhaufen bringen wollte, entfachte sich auch hier unter den Etablierten ein ungeheurer Sturm der Entrüstung. Wem schmeckt es auch schon, wenn man derart drastisch unter die Nase gerieben bekommt, dass das Lebenswerk, für das man sich bisher krumm gelegt hat, auf einem Weltbild beruht, das schlicht und einfach falsch ist? Allein das kann schon richtig wehtun. Es obendrein auch noch von so einem Querdenker gezeigt zu bekommen, ist erst recht hart.

Aber gekränkter Stolz und Neid sind das eine. Von gut bezahlten Therapeuten, obendrein auch noch mit hohen akademischen Ehren und entsprechenden Titeln, können wir verlangen, dass auch sie das Recht dahin tun, wo es hin gehört. Es darf sehr wohl gefordert werden, dass sich auch die akademisch Etablierten solch einer neuen Therapieform wohl skeptisch zwar, aber auch vorurteilsfrei und objektiv annähern. Laut Ansicht von Altbundeskanzler Helmut Kohl sei einzig und allein wichtig, was hinten raus kommt.

Doch das genaue Gegenteil geschah. Statt sich erst einmal objektiv anzusehen, zu was das Familienaufstellen überhaupt fähig ist, wurde jede Menge Kraft aufgewendet, um Hellinger kalt zu stellen. So missbrauchten etablierte Therapeuten ihre Autorität als Wissenschaftler und Gelehrte, um mit an Haaren herbeigezogenen Pseudofakten zu »beweisen«, dass Hellinger ein Okkultist sei, ein Scharlatan wie die Goldmacher des 17. Jahrhunderts und schließlich stellten sie ihn auch noch in die Ecke des verkappten Rechtsextremisten. So ungefähr der übelste Rufmord, der einem gerade in Deutschland passieren kann.

Abgesehen davon verzerrt, verdeckt und verbirgt sowas natürlich den wahren Sachverhalt um die Effizienz des Familienstellens. Zwar wurden diese Verzerrungen später korrigiert und diese Diffamierungen stillschweigend aufgehoben, als der »Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie nach § 11 PsychThG« in seinem Gutachten vom 14.12.2008 dem Familienaufstellen – dort als »Systemische Therapie« bezeichnet –  die wissenschaftliche Anerkennung aussprach. Doch das verhinderte nicht, dass sich in der Öffentlichkeit entsprechend falsche Vorurteile bilden konnten, die bis dato so manchen seriös arbeitenden Therapeuten mitunter empfindlich in seiner Tätigkeit behindern, und auch dazu so manchen Klienten, der hier eine echte Hilfe fände, davon abhalten, sich in diese Richtung zu begeben.

Den zweiten Grund, warum es um das Familienstellen trotz seiner hohen therapeutischen Effizienz still geworden ist, hat Hellinger allerdings selbst geschaffen. Er machte zwei Kardinalfehler. Oft genug war er auf diese hingewiesen worden. Doch er wollte sie nicht wahrhaben. Das Schlimmste daran: Das Heer seiner Epigonen machte ihm diese Fehler nach, und sehr viele tun dies bis heute. Das ist unverzeihlich.

Der eine Fehler besteht in der  fixen Idee von Hellinger, es müsse lediglich dafür gesorgt werden, dass für Oma, Opa, Mama, Papa, die Kinder, die Fehl- und Totgeburten sowie die Abgetriebenen, die schwarzen Schafe, die Vergessenen und die Verstoßenen in der Familienkonstellation jeweils der richtige Platz gefunden werde, und dass sich im Schlussbild alle Beteiligten wohlfühlen. Alles andere renke sich von selber ein. Auf keinen Fall dürfe es zu weiterer Nachsorge, insbesondere zu keiner Erfolgskontrolle kommen. Diskussionen in kleineren Runden, an denen ich teilnahm, konnte ich entnehmen, dass es Hellinger sogar fast gleichgültig ist, ob eine Aufstellung zu solch einem glücklichen Ergebnis führt wie eingangs im Fall »Gerd« dargestellt.

Die Tatsache, dass der Erfolg einer Aufstellung steht und fällt mit der Klarheit, in der die ungute Lebenssituation definiert ist, der abgeholfen werden soll, ignoriert Hellinger völlig. Er weigert sich offenbar, zu sehen, dass es eine total unterschiedliche Aufgabe ist, ob für Opa und Oma der richtige Platz gefunden werden soll, oder ob ein Hartz-IV-Empfänger aus seiner unguten Lebenssituation oder ein körperlich Kranker von seiner Schuppenflechte zu befreien ist.

Um zu überprüfen, wo er mit seiner Arbeit bei seinem Patienten steht, hat zum Beispiel der Schulmediziner Labor, Radiologie, Sonografie und Endoskopie zur Verfügung. Wollen wir aber als Therapeut die Qualität unserer Arbeit überprüfen, haben wir nur die Möglichkeit, dies anhand dessen, was sich im Alltag des Klienten tut, festzustellen. Ist Ruth nun ihre Migräne los? Konnte Gudrun endlich ihr Haus verkaufen? Läuft Peters Computerladen jetzt zufriedenstellend? Hat sich Petras Beziehung zu einer Kraftquelle verwandelt oder ist sie noch immer ein Krafträuber? Oder fehlt noch was?

Wir können nur mithilfe dieses Prüfsteins sicher erkennen,  ob unsere Arbeit zum Ziel geführt hat, oder ob noch was fehlt. Zudem ist er auch der einzige Parameter, an dem wir uns selbst in unserer Seriosität und der Qualität unserer Arbeit überprüfen können. Doch gerade dieses so wichtige Werkzeug verteufelt Hellinger, indem er zum Dogma macht, dass jede Nachsorge, insbesondere jede Erfolgskontrolle beim Familienstellen, rigoros abzulehnen sei.

Diese Haltung ist der sicherste Weg, Tür und Tor zu öffnen für jene gewisse Art von – nennen wir sie mal »Pseudotherapeuten«, die es mit Therapeutenethik und Seriosität nicht so genau nehmen. Was das für das Ansehen des Familienstellens bedeutet, wenn sich Tausende dieser Spezies – in seinen Massenveranstaltungen auch noch vom Meister persönlich dazu ermuntert – mit solcher Einstellung auf die Menschheit loslassen, mögen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, bitte selber zu Ende denken. Da verwundert es nicht, wenn es um das Familienaufstellen ruhig geworden ist.

Hellingers zweiter Fehler war, dass er die Gefahren des Familienaufstellens nicht so ernst nimmt wie sie ernst genommen werden müssen, und auch dies stets an seine Epigonen als richtiges Vorgehen weitervermittelt. Dabei gab es schon einen Suizid von einer seiner Teilnehmerinnen, von dem ich weiß; nämlich den einer Ärztin, die, wie den Berichten zu entnehmen ist, offenbar so desolat das Seminar verließ, dass sie sich noch am selben Tag das Leben nahm. Obwohl dies für ihn selbst hätte übelste Folgen haben können, zog Hellinger aus diesem Geschehen keine Lehre.

Zu den Gefahren des Familienaufstellens:

Gefährlich kann das Familienaufstellen dadurch werden, dass die Teilnehmer, auch wenn sie »nur« als Zuschauer dabei sind, durch die bei der Aufstellungsarbeit herrschende spezielle Atmosphäre besonders geöffnet sind für das oben genannte telepathische Phänomen. Damit leider auch gleichzeitig für fremde Seelenenergien, die besser außen vor bleiben würden. Um dies zu verhindern, wird ein aufmerksamer Aufstellungsleiter immer wieder ein so genanntes Blitzlicht über die Befindlichkeit der Gruppe machen, bei dem solch ein Geschehen immer gleich auffällt. Wird so etwas gleich erkannt, ist es kein großes Ding, dies wieder in Ordnung zu bringen. Ein gewissenhafter Aufstellungsleiter wird auch nach dem Seminar für seine Teilnehmer erreichbarer Ansprechpartner bleiben und selbst noch nach Wochen stets alarmbereit reagieren, wenn ihm im Nachhinein diesbezüglich Klagen kommen. Auch das ist kein besonderes Problem.

Doch wenn der Aufstellungsleiter noch nicht einmal während der Aufstellung auf diese Dinge Acht gibt und unerreichbar über alle Berge ist, kann später kaum noch ein Mensch sagen, was da überhaupt passiert ist. Wenn zu mir jemand in die Praxis kommt, der irgendwo anders auf einem Aufstellungsseminar war, das ihm nicht bekam, weiß ich schon gleich, dass jetzt eine mühselige Suche fällig ist, die den Klienten ein Geld kostet, das bei etwas mehr Aufmerksamkeit des Aufstellungsleiters nicht nötig gewesen wäre.

Früchte:

Dennoch bleibt das Stellen in guten Händen vor wie nach ein hochbrillantes therapeutisches Handwerkszeug. Nur, woran erkennt man die »guten Hände«? Leider tragen die Besitzer solcher Hände keine Uniform, an der man sie erkennen könnte. Auch Zertifikate von dieser und jener Schule oder akademische Titel sind längst keine zuverlässigen Hinweise. Den stärksten Tipp fand ich in der Bibel bei Matthäus, in Kapitel 7. In Vers 15 heißt es: »Hütet euch vor den falschen Propheten«. Vers 20 sagt, wo man hinschauen muss, um sie zu demaskieren: »An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen«.

Wie bei Therapeuten die Früchte aussehen, an denen man erkennt, ob sie die »guten Hände« haben, habe ich oben bereits angerissen: Ruth ist ihre Migräne los. Gudrun konnte ihr Haus verkaufen, sogar zu einem vernünftigen Preis, was sie am allerwenigsten geglaubt hätte. Peters Computerladen läuft jetzt, wie es sich gehört. Et cetera.

Das Erreichen solcher Ergebnisse ist kein Hexenwerk. Solche pragmatischen Therapieziele sind machbar, und ich kann nur ermutigen, sie einzufordern, auch wenn es sich exotisch anhört. Garantien sind zwar nicht möglich. Dazu gibt es zu viele Unvorhergesehenheiten, die sich unverhofft in den Weg stellen können. Dass sie aber dennoch keine Utopie sind, sei an den folgenden weiteren Fallbeispielen aufgezeigt. Die dort genannten Namen sind geändert.

Spastikerkind

Helga: Schon im sechsten Monat als Frühchen zur Welt gekommen. Nur knapp überlebt. Anschließend an Ärmchen und Beinchen komplett gelähmt und klinisch als »Tetraspast« deklariert. Alle Therapieversuche verschiedenster Fachrichtungen versagten. Helga war sieben Jahre alt, als ihre Mutter mehrmals an einem Seminar für Familienstellen teilnahm. Das Kind selbst hatte sie dabei nie mitgebracht. Als sie dann von einem dieser Seminare nach Hause zurückkehrte, kam ihr Helga, die bis dahin von früh bis spät, tagaus tagein immer nur bewegungslos in ihrem Stuhl gesessen und scheinbar stupide in ein und dasselbe Loch geschaut hatte, auf Händen und Füßen entgegen gekrochen.

Ab diesem Zeitpunkt verbuchte Helgas Ergotherapeut bei ihr Fortschritte, die er nicht für möglich gehalten hätte. Nur wenige Monate später konnte Helga in einer regulären Sonderschule eingeschult werden. Dort zeigte sich bald, dass sie am PC besonderes Talent entwickelte.

Außer der Ergotherapie versuchte es die Mutter noch mit weiteren, zum Teil auch alternativen Therapien. Zusammengefasst: Seit jenem Seminar für Familienaufstellen, bei dem Helga selbst noch nicht einmal anwesend zu sein brauchte, schlugen jetzt alle Therapieversuche, die vorher versagt hatten, bei ihr so an, dass dieses Mädchen, seit es in der Pubertät ist, frei auf der Straße laufen kann.

Kommentar:

Ein Therapeut kann nicht heilen, egal mit welchen Methoden er arbeitet, und gleichgültig, wie kompetent und engagiert er sich für seinen Klienten einsetzt. Der wahre Heiler ist die Lebenskraft in uns, die überall dort selbstorganisiert für Gesundheit sorgt, wo sie ungehindert fließen kann. Nur da, wo ihr das Fließen verwehrt ist, kann sich Krankheit breit machen. Die Aufgabe des Therapeuten ist es, jene verborgenen Hindernisse aufzudecken und auszuräumen, die unsere Lebenskraft am Fließen hindern. Ob dies mit dem Familienaufstellen geschieht oder mit anderen Vorgehensweisen, ist zweitrangig. Aber dort, wo dies gelang, kann selbst ein Spastikerkind wie Helga Heilung finden.

Schlecht laufende Massagepraxis

Axel: Anfang dreißig. Betreiber einer Massagepraxis, die aus unerklärlichen Gründen nicht lief, obwohl beste Leistungen erbracht wurden und auch sonst alle äußeren Gegebenheiten stimmten. Bei ihm zeigte eine Aufstellung, dass für diese Malaise ein Schicksal aus dem Dritten Reich die Ursache war. Ein Onkel von ihm war in dieser Zeit Bahnbeamter, der in einem Stellwerk Dienst tat. Unter anderem hatte er auch die Weichen für die »Güterzüge« zu stellen, die voll mit Menschenfracht nach Auschwitz rollten. Er wusste genau, was mit dieser »Fracht« geschah. Auch wenn er nur seine Pflicht tat, weitete sich in ihm ein Gefühl aus, als trüge er allein die ganze Schuld aus der damaligen Zeit. Daran zerbrach er und verlor den Verstand.

Auch hier zeigte sich in der Aufstellung klar, dass sich Axel, ähnlich wie im eingangs geschilderten Beispiel, ahnungslos mit der kaum tragbaren Schuld des Onkels identifiziert hatte. Er hatte nicht ahnen können, dass dieses »Mitleiden« mit dem Onkel seine eigene Kraft so gebunden hatte, dass er gar nicht fähig war, sein eigenes Leben zu gestalten. Diese Erkenntnis führte bei Axel dazu, dass seine Praxis umgehend einen Aufschwung erlebte, der auch später konstant so anhielt, dass Axel seitdem ein Leben führen kann, wie er es sich immer schon vorgestellt hatte.

Kommentar:

Gerade von diesen tief unbewussten Schuldübernahmen aus dem Dritten Reich wird von uns Nachgeborenen mehr getragen, als so manch einer ahnt. Wie sich solche Fremdidentifikationen beim Einzelnen bemerkbar machen, ist unterschiedlich. Bei dem einen zeigen sie sich in Form von körperlichen Krankheiten. Andere fallen in Drogensucht oder Alkohol. Wieder andere haben ständiges Pech mit »dem lieben Geld«, wie hier im Fall Axel. Weitere fallen in Depression. Auch hinter Familien- und Beziehungstragödien, die schlimmstenfalls in Mord und Totschlag münden, stehen öfter als gedacht die dunklen Schatten der Täter und Opfer des Dritten Reiches mit ihren ungelösten Schicksalen.

Fazit:
Das Familienstellen ist an sich weder gut noch schlecht. Es ist einfach nur ein Handwerkszeug, dessen Qualität steht und fällt mit dem Können, der Gewissenhaftigkeit  und der Geschicklichkeit dessen, der damit hantiert.
Text von hier

Gruß
Icke

Tipp für heute: Bodenständig bleiben :o)


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