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Donnerstag, 15. März 2012

Ökofimmel - oder gut gemeint, ist nicht gut gemacht

Aloha Freunde,

umwelt-bewusst-sein ist wichtig! Jedoch ist gut gemeint, nicht immer auch gut gemacht. Kiekste hier;

Was ökologisch klingt, ist nicht immer gut
Was wir beim Umweltschutz falsch machen

Es ist ein zutiefst befriedigendes Gefühl: Man steckt die Flasche in den Pfandautomaten, er schluckt sie - und mit dem Verschwinden des Plastiks stellt sich das moralisch erhabene Empfinden ein, man habe keine Mühen gescheut, der Umwelt etwas Gutes zu tun. Wäre das doch nur wahr!
In seinem neuen Buch ("Ökofimmel", DVA-Verlag, 19,99 Euro) nimmt "Spiegel"-Autor Alexander Neubacher die größten Ökoirrtümer ins Visier und setzt damit die Tradition der kritischen Analyse fort. Sie dürfte vielen Menschen Unbehagen bereiten, die doch eigentlich nur in bester Absicht handeln. Der Mann rüttelt nämlich an alten Gewissheiten und jenen neuen Gewohnheiten, die wir uns mühsam antrainiert haben.

Im Dienste der Sparsamkeit und des Ressourcenschutzes betätigen wir zum Beispiel beim Toilettengang die Spartaste zum Spülen. Das ist gut gemeint, gesteht Neubacher zu. Nur: Unterm Strich bringt all dieses Sparspülen nichts, denn wenn zu wenig Abwasser durch die Ableitungskanäle fließt, dann bleibt der stinkende Schlick in den großen Rohren liegen.

Und die Wasserwerke müssen folglich gutes Leitungswasser durch die Rohre jagen, in Berlin sind das zu Spitzenzeiten täglich eine halbe Million Kubikmeter oder über drei Millionen volle Badewannen. In einem ersten Impuls ist man versucht zu fragen, weshalb die Behörden stattdessen nicht einfach grünlichbraunes Spreewasser zum Nachspülen verwenden.
Der neue Berliner Senator für Verbraucherschutz, Thomas Heilmann, liefert die Erklärung: "Das Spreewasser ist eben einfach nicht immer da, wo der Schlick in den Rohren liegt."
Und das Verlegen neuer Rohre würde mehr kosten, als einfach Leitungswasser in die Abwasserkanäle zu leiten.

Genauso wirkungslos erweist sich offenbar manch gut gemeinter Versuch, "sauberen Strom" zu beziehen. Zwar entlastet unser Wechsel zum Ökostromanbieter das Gewissen, nicht aber die globale CO2-Bilanz. Was wir an schädlichen Emissionen einsparen, wird später nämlich als Verschmutzungsrechte im Zweifel an Polen verkauft - und dann also in direkter Nachbarschaft verfeuert.

Während wir uns viele Umweltschutzmaßnahmen selbst auferlegen, gibt es laut Neubacher genügend ökologische Unsinnigkeiten, die uns von der Politik aufgezwungen werden. Nach langem Hin und Her hat die EU-Kommission die alten Glühbirnen aus den Regalen verbannt. Künftig sollen Energiesparlampen Europas Wohnzimmer in ihr fahl-blaues Licht tauchen - der Umwelt zuliebe. Immerhin sparen sie tatsächlich Strom ein und verbessern die CO2-Bilanz.

Allerdings bergen die Sparlampen auch eine Gefahr: Fallen sie herunter, setzen sie Quecksilber frei. Es handelt sich dabei um einen Gefahrenstoff, der bei der Einatmung Leber, Lunge und Gehirn schädigen kann - bereits kleinere Mengen reichen dafür aus.

Ökoirrtümer lauern überall, auch bei der Mülltrennung. Nirgendwo auf der Welt wird mehr sortiert als bei uns. Laut Statistik besitzt die Berliner Durchschnittsfamilie fünf Abfalltonnen, in die gelbe zum Beispiel kommen Verpackungen wie Joghurtbecher. Um ihm eine sanfte Wiedergeburt zu bescheren, spülen viele Deutsche ihn gewissenhaft aus, bevor sie ihn wegwerfen. Am Ende aber landet ein Großteil dieser liebevoll gereinigten Becher mit dem anderen Restmüll im Verbrennungsofen.
Das Duale System muss genau 36 Prozent des Plastikmülls "wertstofflich verwerten". Für den Umgang mit den restlichen 64 Prozent gibt es keine gesetzlichen Regelungen - also entsorgen die Müllunternehmen ihn so, wie es für sie am kostengünstigsten ist. In der offiziellen Sprachregelung ist das die "thermische Verwertung" - in der Verbrennungsanlage. Die Frage: Wenn die Wiederverwertungsquote so gering ist, weshalb sparen wir uns das Sortieren dann nicht und überlegen uns etwas Sinnvolleres?

Gut gemeint, aber wirkungslos - so könnte wohl auch die Überschrift über der Geschichte des Dosenpfands lauten. Im Juli 2003 durch den damaligen grünen Umweltminister Jürgen Trittin eingeführt, sollte das Pfand der Mehrwegflasche zum Siegeszug verhelfen und den Kunden mittelfristig von der Plastikflasche abschrecken. Eingetreten ist, so Neubacher, das genaue Gegenteil: Die Zahl der Einwegflaschen ist gestiegen, Mehrweg verschwindet zusehends aus den Regalen - inzwischen ist der Anteil auf 50 Prozent gesunken. Das Paradoxe daran ist, dass viele Verbraucher das Pfand für die dünnwandigen Einwegplastikflaschen, deren Zerstörung man bei der Rückgabe gar hören kann, trotzdem als Indiz für deren Weiterverwendung werten. Neubachers Bilanz über die Meriten des Dosenpfands fällt deshalb eindeutig aus: "Trittin ist der Umweltminister, von dem sich die Umwelt bis heute nicht erholt hat."

Am Beispiel seines eigenen Alltags beschreibt Alexander Neubacher, wie hysterisch die deutsche Umweltpolitik geworden ist. Er wirft dem politisch verantwortlichen Personal vor, teils sogar wider besseres Wissen zu handeln, wenn an überkommenen Praxen festgehalten wird. Man scheue sich davor, die eigene Parteibasis zu provozieren. Geleitet von der Angst, dass ein Hinterfragen der Details das große Ganze infrage stellen könnte. Neubacher wehrt sich dagegen, blind der neuen Ersatzreligion Öko zu huldigen - insbesondere wenn sie der Umwelt am Ende mehr schadet als nutzt.

Welche Lektion birgt das für uns Verbraucher? Sollen wir uns nun einfach zurücklehnen, schließlich lohnen all unsere Mühen ohnehin nicht? Das will Neubacher nicht als Fazit stehen lassen. Er plädiert stattdessen dafür, sich ideologiefrei in die Niederungen der Details zu begeben und über wirksamen Umweltschutz nachzudenken. Das ist anstrengend. Und kompliziert. Aber schließlich, so Neubacher, "haben wir kein Geld zu verschwenden und keine Zeit zu vergeuden". Statt unsere Joghurtbecher auszuspülen, bevor wir sie in den gelben Sack stecken, sollten wir also besser unsere Politiker von ihren gut gemeinten Absichten abbringen. Damit am Ende eine globale Umweltpolitik steht, die auch tatsächlich schützt und nicht schadet.
Text von hier

Gruß
"Umwelt ist immer noch unser Zuhause" Icke

Bild von hier

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